Unheimliche Begegnung der Dritten Art

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... L i c h t ...

Materie pulsierend durchströmende Helligkeit



... F a r b e n ...

Visualität jenseits auch elektronischer Darstellbarkeit



... S t i l l e ...

Körperlich erfahrbare Dissonanz - die Augen überfordert von einem unfassbaren Spektrum - das Gehör begierig nach einem Pendant und verzagend in absoluter Lautlosigkeit



E V E

Erinnerung an einstige Macht und Größe - Fanal titanischer Gewalten - verheißungsvolles Forschungsobjekt und Schlüssel zum Universum ...


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"... wir messen hier weiterhin einen langsamen Anstieg der Gravitation." Der besorgte Blick der Frau in einer lichtblauen Bordkombination wechselte vom Objektiv auf eine Reihe von Monitoren neben ihr. Das stilisierte Atommodell auf der rechten Brustseite der Jacke wies sie als Wissenschaftlerin aus.

"Gut - wir werden die Geschwindigkeit entsprechend anpassen. Solange die Strahlung nicht ansteigt halten wir den Abstand. Bitte achten Sie auf alle Strahlungswerte, Sister Joanna, die Feldschirme sind zur Zeit wegen Ihrer magnetographischer Messungen nur mit Minimalspannung ausgefahren."

"Jawohl, Elder Kommandantin," nickte die Wissenschaftliche Schwester und unterbrach die Verbindung zur Brücke.

"Sister Mira - Schiff 2° mehr Außenvektor - Orbit halten - sinkenden Radius durch Schuberhöhung ausgleichen." befahl die Kommandantin - die einzige Schwester an Bord der SoE-ER 10, die mit ihrer Funktion angesprochen wurde.

"Aye Ma´am, plus 2° Außenvektor und Orbit halten" wiederholte die Pilotin.

Die Kommandantin registrierte, dass die Wachoffizierin ihre Runde entlang der Brückenstationen änderte und wie zufällig hinter dem Steuerstand entlangging. Ein kundiger Blick über die Skalen - ein sekundenlanger Blickkontakt zu Kommandantin und ein kaum wahrnehmbares Nicken - die Crew der "Experimental and Research 10" aus der Forschungsflotte der Schwesterngemeinschaft "Sisters of EVE" hatte schon viele gefahrvolle Reisen hinter sich und war ein eingespieltes Team.

Einige Minuten vergingen.
EVE verwandelte die Brücke trotz der vorgeschalteten Filter in ein Kaleidoskop aus Licht und Farben. Keine der Schwestern auf der Brücke konnte sich der euphorisierenden Wirkung ganz verschließen. Auch über die Jahrtausende hatten die Menschen ihr Gefühl für die majestätische Schönheit des Universums nicht verloren.

"Kurs liegt an, Schub erhöht 5%, Orbitalabstand stabil" unterbrach die Pilotin.

"Recht so."
Die Kommandantin stand auf und wandte sich zum Zentralschott.
"Sister Laira - sie haben das Kommando. Ich bin im Zentrallabor."

Zischend fuhr die Irisblende des Zentralschotts vor der Kommandantin auf - sie war mit ihren Gedanken schon bei den letzten Meldungen der Hochenergiephysikerinnen und nahm die Bestätigung und die Ehrenbezeigung ihrer Stellvertreterin kaum wahr.
Irgendetwas ging vor sich im Bereich des antiken Sprungtores - aber genau für solche Fälle hatte der Orden hatte sie und ihre hochqualifizierte Flug- und Wissenschaftscrew als einen Teil des ständigen EVE-Forschungsprogrammes hierher geschickt.


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... L i c h t ...

Materie pulsierend durchströmende Helligkeit - und doch ein kaum wahrnehmbarer Schatten, der es gelegentlich mattiert


... F a r b e n ...

Visualität jenseits auch elektronischer Darstellbarkeit - und doch leichte Schlieren in den zarten Filamenten, die sich langsam verschieben



... S t i l l e ...

Körperlich erfahrbare Dissonanz - die Augen überfordert von einem unfaßbaren Spektrum - das Gehör begierig nach einem Pendant und verzagend in absoluter Lautlosigkeit - und doch ein Raunen und mechanisches Wispern diesseits der tödlichen Schönheit


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"Sehen Sie hier," wies die Wissenschaftliche Schwester Joanna auf einen Datenplot an der Multifunktionswand. "Die Strahlungswerte steigen nicht an - ganz im Gegenteil - auf allen Wellenlängen lässt die Intensität nach. Nur die Gravitation nimmt zu."

Ein Gedanke - durch ein spezielles Neuralimplantat verstärkt - und eine mattgrüne Linie wurde hervorgehoben.

"Der dargestellte Zeitraum sind die letzten 24 Stunden?" fragte die Kommandantin.

"Ja," erwiderte Sister Joanna, "und die Tendenz ist seit etwa einer Stunde zunehmend."

"Gefährlich?"

"Schwer zu sagen. Ich habe über so ein Phänomen keine Daten im Archiv gefunden. Bisher verliefen Strahlungs-, Magnet- und Gravitationsausbrüche kongruent. Aber ... es beunruhigt mich. Wir sollten den Sicherheitsabstand mindestens verdoppeln."

"Gut - sie sind die Spezialistin. Setzen Sie Ihre Versuche weiter fort und informieren Sie mich beim kleinsten Anzeichen einer Gefahr. Sie wissen, dass das Raumgefüge hier instabil ist. Im Notfall wird es für uns eng werden." Die Kommandantin blickte die Wissenschaftliche Schwester ernst aber mit einem angedeuteten Lächeln an.

"Natürlich, Elder Kommandantin," versicherte Sister Joanna, "die Magnetmessungen sind in einer halben Stunde abgeschlossen, dann können die Schirme wieder hochgefahren werden. Kurz vorher schicken wir noch eine Sonde zur Partikelmessung raus. Bis dahin ist auch die stationäre Messboje einsatzbereit und ...". Die Wissenschaftlerin hatte einen Anflug von Röte auf den Wangen und holte Luft, um weitere Projekte aufzuzählen.

"Machen Sie das und halten Sie Kontakt zur Brücke," lächelte die Kommandantin, die bemerkte, dass die in Fahrt gekommene Wissenschaftliche Schwester ihr den gesamten Wochenplan aufzählen würde und wandte sich zum Ausgang.
"Sie finden mich in meinem Quartier oder auf der Brücke."


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Sister Nakomi lächelte von tiefem Glück erfüllt.

Strahlend blauer Himmel über einem von leichten Brisen gewiegten Grasmeer.

Mit einem Freudenschrei lief sie durch das Gras den flachen Hang hinunter. Der Regenbogen tauchte die flachen Gebäude der Schwesternschule in ein farbiges Licht.

Große leuchtend rote Schmetterlinge stiegen vor ihr auf.

Von irgendwo näherte sich ein schwerer Transportschweber und ließ den Boden erzittern.
Viel zu schwer - aus dem Zittern wird ein Beben - und wieso lässt ein Schweber den Boden ...


Sister Nakomi fuhr hoch.

Die ganze Kabine war in ein buntes Farbspiel getaucht. Der Vibrationsalarm rüttelte immer noch durch ihren Körper. Bösartig flackerte das rote Alarmsignal der Bordsprechanlage.
"Elder Kommandantin, bitte auf die Brücke" wiederholte das Gerät.

Sister Nakomi schwang die gestiefelten Beine von der Liege und sprang auf. Sie drückte die Antworttaste:
"Hier Kommandantin - komme!"
Routinedrill: Vibroalarm aus - Koppel schließen - mit der linken Hand die kurzen Locken ordnen - mit der rechten Hand bereits durch das Kontaktfeld der Türautomatik wischen - und losrennen. Aus Sister Nakomi war Elder Kommandantin geworden.

Hinter ihr verriegelte der Bordcomputer die Tür und löschte das Licht, als er feststellte, dass niemand mehr in der Kabine war.

Nur wenige Meter - die Kommandantenkabine lag in direkter Nähe der Zentrale - und Elder Nakomi presste die Hand auf die biometrische Zugangskontrolle und fixierte das Objektiv des Irisscanners. Das Schott fuhr auf ...
"Elder Kommandantin auf der Brücke" hallte es ihr entgegen.

Die Wachoffizierin machte den Kommandantensessel frei.

"Kommandantin übernimmt - Lagebericht," forderte die Kommandantin mit kurzem Rundblick. Sie bemerkte, dass Sister Joanna anwesend war und die wissenschaftliche Konsole besetzte.

"Schiff steuert jetzt Außenvektor 20° und steigend, Fahrtausgleich steigend, Feldschirme wieder auf Maximum" meldete die Wachoffizierin.

Die Kommandantin zog überrascht die Luft ein.
"Sister Joanna ...?" fragte sie.

"Deswegen habe ich sie holen lassen, Elder Kommandantin. In den letzten 15 Minuten hat sich etwas verändert ..." Sister Joana nahm eine Schaltung vor und ein Diagramm wurde auf dem Hauptschirm aufgeblendet.
"Die Gravitation steigt sprunghaft an, die allgemeinen Strahlungswerte sinken und die magnetischen Feldlinien werden unerklärlicherweise verworfen."
Die jeweiligen Kurvenverläufe waren während der Erklärung kurz aufgeleuchtet.
"Und jetzt das ungewöhnlichste - die Partikelsonde ist noch in der Nähe von EVE. Hier die Messkurve."
Eine rote Linie wurde eingeblendet.

"Das gibt es nicht," entfuhr es der Kommandantin, "die Kurve fällt ja steil gegen Null!"

"Sie IST bei Null, Elder Kommandantin, der Partikelstrom aus dem Tor ist erloschen. Das Tor emittiert keine Teilchenstrahlung mehr."

Betroffene Stille.

"Das Tor ist halt ein Staubsauger geworden - so einfach ist das," bemerkte die Wachoffizierin trocken.

"Quatsch," brummte die Wissenschaftliche Schwester Joanna, "aber ... ihr Gesichtspunkt ist interessant." Ihr Kopf ruckte herum und sie sah die Wachoffizierin nachdenklich an.
"Wir haben nur festgestellt, dass nichts mehr abgestrahlt wird. Sie könnten richtig liegen, vielleicht ist nicht die Quelle erloschen, sondern ..."

"... die steigende Gravitation hält alles fest," warf die Kommandantin ein.

"Kann nicht sein," erwiderte Sister Joanna in Richtung des Kommandopultes, "was glauben Sie Elder Kommandantin, wieviel Energie notwendig ist, um Teilchen einzufangen?"

"Viel - ungeheuer viel," sagte die Kommandantin langsam und ihre Stimme klang rauh.

"Mein Gott!" Bleich wandte sich Sister Joanna wieder ihrer Konsole zu. Hektisch begann sie, Datenvergleichsreihen anzulegen.

"Standbild Außenkamera x-100 Minuten auf den Hauptschirm," befahl die Kommandantin. "Aktuellen Filter Außensicht wie bei Aufnahme."

Sekunden später zeigte der Hauptschirm eine fast 2 Stunden alte Aufnahme der gefährlich flammenden Schönheit des antiken Sprungtores - und die Realsichtschirme verdunkelten sich. Die Protuberanzen auf dem Photo waren ganz offensichtlich fast 1/3 größer und heller als alles, was die Brückencrew während der letzten Minuten auf den Realsichtschirmen gesehen hatte.
Stimmengemurmel klang in der Zentrale auf.

"Was sie sehen - oder eben auch nicht mehr - entspricht exakt unseren Messungen," sagte Sister Joanna laut.
"Die Emissionen von EVE sinken im gesamten physikalischen Spektrum. Nur die Gravitation steigt - immer schneller. Ich empfehle dringend sofort auf Abstand zu gehen. Es ist wie - wie - ich weiß nicht - nach den Datenvergleichen scheint eine Gravitationswelle durch das Wurmloch auf uns zu zurollen."

"Eine Welle? Das ist ja wie ... eine Tsunami," sagte Elder Kommandantin Nakomi ," das Meer zieht sich zunächst weit zurück - aber dann kommt es mit aller Macht wieder - gewaltiger als man es sich vorstellen kann. Eine Gravo-Tsunami - unvorstellbar - Sister Joanna alle Aufzeichnungsgeräte einschalten. Sister Laira - Voralarm für alle Sektionen - Fluchtkurs aus Orbit berechnen, x+5 Minuten - Frage aktueller Flugvektor ?" Die Kommandantin war in ihrem Element.

"Außenvektor 45°, Geschwindigkeit steigend, Orbitalabstand konstant".

Die Kommandantin ließ sich ihre Bestürzung nicht anmerken. Der Gravo-Tsunami rollte ganz offensichtlich heran.

"Computer - Filter Außensicht auf Voreinstellung. Sister Laira ... ?!"

"Berechnung läuft ... noch 3 Minuten."

Die Kommandantin löste Vollalarm aus.

"Berechnung steht! Überspielung an Steuercomputer läuft!"

"Sister Mira - auf mein Kommando umschalten auf Autopilot."

"Jawohl - Autopilot auf ihr Kommando, Ma´am."

"Gravitationsausbruch steht kurz bevor," warf Sister Joanna ein.

Die Spannung auf der Brücke war mit den Händen greifbar.
Die Blicke wanderten zwischen den Konsolen und den Außensichtschirmen hin und her. Das helle Gleißen von EVE war auf ein erträgliches Maß zurückgegangen - rote und gelbe Farbverläufe bestimmten das Aussehen der energetischen Ausbrüche.

Ein erstickter Aufschrei - von wem war nicht auszumachen - und dann fühlten es alle: ein leises Vibrieren erschütterte das Schiff - war überall - rundum - geräuschlos - wurde zu einem deutlichen Zittern, ein Laptop rutschte von der Konsole der Schiffssicherheit, der Bildschirm zersplitterte mit einem hässlichen Klirren.

Die Kommandantin löste High-G-Alarm aus ... und endlich gab der Steuercomputer Grünlicht.
"Autopilot - JETZT!"

Sister Mira schaltete mit einem konzentrierten Gedankenbefehl um.
"Autopilot drin!" rief sie, obwohl auf dem Kommandantenpult natürlich ebenfalls die Schaltung optisch dargestellt wurde.


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Dann schien die Welt unterzugehen.

Das zuvor dimensional übergeordnete Wurmloch des EVE-Sprungtores beeinflusste durch die Gravitationsanomalie jetzt auch das Einstein-Universum.

Über tausende Kilometer erstreckten sich vom Austrittsgatter wegführende, ineinander verwobene Filamente wie riesige Cirrus-Wolken. Sie sahen nicht bedrohlich aus - eher unwirklich schön in ihrer Zartheit - aber in ihren Zwischenräumen waren keine Sterne zu sehen. Intensivste Schwärze leckte aus den Kontinuumsbrüchen - vermischte sich mit den Energiestrukturen; verwirbelte sie in grausiger Schönheit - erzeugte über Hunderte Kilometer reichende Energiegewitter - titanische Gewalten wurden entfesselt, die versuchten, die energetischen Level der Kontinua auszugleichen.

Und EVE selbst erblühte in nie gesehener, gewalttätiger, todbringender Schönheit.

Wie eine farbenprächtige exotische Blüte entfaltete sich der "Mund Gottes" zu einer Feuerblume des Todes. Weit reichten ihre Blütenblätter in alle Richtungen und die intensive, blendende Lohe eines gigantischen Jetstream schoss aus ihrer Mitte in den Raum hinaus.


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Das Tosen der überlasteten Fusionskraftwerke und das Grollen der Triebwerke überlagerte jedes Geräusch in der wild rüttelnden SoE-ER 10.

"Wir schaffen es nicht mehr," durchfuhr es die Kommandantin.
Wie ihre Besatzung lag sie inzwischen, von einem Netz gehalten, flach auf dem Rücken, den tobenden Gewalten hilflos ausgeliefert. Bei den ersten Durchschlägen von mehr als 10g waren alle Sessel in eine flache Schräglage gefahren, hatten sich Plasmabildschirme automatisch neu positioniert, schwebten Feldmikrofone zur Sprachsteuerung der Konsolen vor den Gesichtern der Brückencrew.

Eine leuchtend-türkisfarbene Protuberanz griff aus dem hochaktiven Wurmloch nach dem Forschungsschiff.

Hunderte Kilometer vor der SoE-ER 10 teilte sich der heranrasende Energiespeer - ein Arm krachte in die hoch gespannten Feldschirme des vor diesen Gewalten winzigen Forschungsschiffes und...

"Oh mein Gott!"
Fassungslos starrte die Kommandantin auf den grün-braun irisierenden Bumerang, der auf nahem Parallelkurs zu ihrem Schiff lag und dessen Feldschirm die auftreffenden Energien scheinbar mühelos absorbierte.

Knallend schlugen irgendwo in der Zentrale Sicherungen durch; Funken sprühten von Leitungen, die unter der Decke verliefen, Isolierung verschmorte stinkend, Plastik blubberte schmelzend auf.

"Der Schirm ist weg," schrie jemand.

Hochenergetische Ströme lagen sekundenlang direkt auf der Schiffshülle im Antriebsbereich. Und ebenfalls nur Sekunden später trennte der Bordcomputer diese Sektion samt den durchgehenden Fusionsreaktoren vom Rest des Schiffes.

In einer blendenden Explosion verging das abgesprengte Heck - und der bleiche Totenfinger der Protuberanz fiel hinter dem Schiff zurück.

"Elder Kommandantin ..." flüsterte Schwester Joanna in die eingetretene Stille.

"Ich sehe es, "erwiderte die Kommandantin, "dieses Baumuster gehört zu keinem unserer Imperien. Einige freie Händler erzählen Schauergeschichten von unheimlichen Begegnungen mit unsichtbaren Schiffen. CONCORD bezeichnet sie als ´Jove´, eine uralte Rasse, die ebenfalls irgendwo in dieser Galaxis lebt und keinen Kontakt wünscht. Sie sollen über eine unglaublich hoch entwickelte Technologie verfügen."

"Ja - sie waren direkt hier am Tor und wir haben nichts bemerkt ..."

Die Wachoffizierin meldete sich zu Wort:
"Geschwindigkeit fallend - EVE zieht uns zurück."

"Ohne Antrieb haben wir keine Chance," sagte die Wissenschaftliche Schwester Joanna, "aber vorher röstet uns die Strahlung."

"Schwestern ... der Jove," sagte Elder Nakomi tonlos.

Wie die Kommandantin starrte die gesamte Brückencrew auf ihre Monitore. Das Schiff der Jovianer schob sich heran. Es war fast doppelt so groß wie das Forschungsschiff der Sisters of Eve. Der Schirm um den Bumerang erlosch.

Ein vielstimmiger Aufschrei hallte durch die Brücke, als sich mehrere blass-olivfarbene Strahlen aus dem Schiff lösten und das Forschungsschiff trafen. Mit einem Ruck und unter starker Beschleunigung wurde die SoE-ER 10 in Richtung auf das jovianische Schiff gezogen, das gleichzeitig beschleunigte.

Starke Beharrungskräfte kamen durch.

"Sie schleppen uns ab, "keuchte die Kommandantin, "Herrgott-im-Himmel - sie schleppen uns ab."

Die Außensichtschirme zeigten, dass der Schirm des Jovianers wieder aufgebaut wurde - um beide Schiffe herum. Der Andruck stieg - der Jovianer setzte sich mit Höchstfahrt von dem tobenden Wurmloch ab.

"Laufen ... die Auf ... zeichnungen?" presste die Kommandantin hervor.

"N - nein," kam die mühsame Antwort. "EMP ... alles ... tot."

Bläuliches Flackern baute sich um den Schirm auf und deutlich hörte man das rasche Atmen der Raumfahrerinnen.

"Ruhig ... Schwestern," sagte die Kommandantin, "er macht ... einen Kurzsprung."

Bereits eine Minute später war der Spuk vorbei. Das Leuchten des fremden Schirms verblasste. Ruhig leuchteten die Sterne auf den Außenschirmen. EVE überstrahlte flackernd alles, lag aber in sicherer Entfernung.

Fasziniert sah Elder Kommandantin Nakomi, wie das jovianische Schiff sich langsam entfernte. Und dann...

"Tarnschirm," sagte Sister Joanna und versuchte an ihrer Konsole Daten zu erfassen.

Von der Mitte ausgehend liefen Wellen über das jovianische Schiff, erzeugten einen optischen Effekt wie konzentrische Ringe auf Wasser - der Bumerang schien durchscheinend zu werden - und verschwand ...

Die Kommandantin stieß hörbar die Luft aus.
"Das glaubt uns niemand. Aber - na gut, sei´s drum. Sister Laira - Alarm aufheben - Notruf absetzen an nächstgelegene SoE-Station." Sie hielt einen Moment inne, während das Haltenetz zurückschnellte und der Sitz in die normale Position fuhr.
"Sister Joanna - fertigen sie einen Bericht an - Einstufung ´VERTRAULICH´ ...

© Johannes Zumbansen
aka: JohnBe (2001-2007)